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Das Gleichnis vom Sämann, welches die Parabeln über das Reich eröffnet, verdient besondere Aufmerksamkeit. Es geht um unser Verständnis und vor allem unsere Antwort auf den Ruf Jesu. Die drei Arten, Frucht zu tragen, sind die Alternative zu den drei negativen Situationen, die von der Straße, den Steinen und den Dornen dargestellt werden. Ich würde sie in ihrer Reihenfolge so interpretieren: Der auf die Straße gefallene und von den Vögeln gepickte Samen symbolisiert die Unbeständigkeit dessen, der dem letzten Ankömmling, der aktuellsten Idee, der am lautesten propagierten Mode nachläuft. Der auf steinigen Boden gefallene Samen stellt die Oberflächlichkeit dessen dar, der sich mit Eindrücken und Empfindungen zufriedengibt, der schon ermattet, bevor die Arbeit ernsthaft begonnen, der immer Gründe findet, die Anderen zu tadeln, selten oder nie sich selber. Der in die Dornen gefallene Samen stellt die Zerbrechlichkeit dessen dar, der sich von Kummer und Ängsten, von Zweifeln und Sorgen um die Gegenwart und vor allem um die Zukunft erdrücken lässt. Überraschendes Ende: Der in guten Boden gefallene Samen stellt nicht denjenigen dar, der beim Lesen der Parabel und dieses Kommentars dachte, dass all das ihn nicht betreffe, weil es nur für die Anderen gelte, sondern denjenigen, der dachte, dass alles mehr oder weniger genau auf ihn zutreffe und seine Schwierigkeiten, das Wort Jesu Frucht tragen zu lassen. Nur wer wirklich seine Grenzen zugibt, hat schon Anteil am Reich Gottes und öffnet sich für die Anhörung seiner anderen Gleichnisse.

 

 

 

 


15. Sonntag des Jahreskreises (A) 2005

Drei gescheiterte Saaten

und drei ergiebige Böden.

Samen, gefressen von Vögeln,

die in Scharen wie Geier

herbeigeflogen kamen, 

um dich, Zuhörer,

inmitten dessen zu verschlingen,

was Du gehört hattest: Das Wort,

das uns eher aufgrund falscher Versprechen schmackhafter Früchte entglitten ist,

als dass es durch Lehrer entzogen wurde.

Samen, verbrannt von jener Sonne,

die Deiner Glut gleicht: Nämlich dem Wunsch

nach echten Beziehungen,

welche kalter Gleichgültigkeit

oder oberflächlichen Gefühlen gegenüberstehen.

Dornen, die sich vermehren, um die Suche

nach einer Lebensqualität zu ersticken,

die niemandem mehr gewährt zu sein scheint.

Und trotzdem drang dasselbe Wort in Stille ein

und bei vielen in die Tiefe des Bewusstseins.

Im Alltag trägt es mannigfach Frucht,

und wie Weizen und Brot erscheint es

als natürlichste Sache dieser Welt.

Auch dieses bedeutet Reich Gottes,

das auf Erden schon begonnen hat. 

 

 

Matthäus (13,3-9)   <<An demselben Tage ging Jesus aus dem Hause und setzte sich an das Meer. Und es versammelte sich viel Volks zu ihm, also dass er in das Schiff trat und saß, und alles Volk stand am Ufer. Und er sprach lange zu ihnen in Form von Gleichnissen. Er sagte: Ein Sämann ging aufs Feld, um zu säen. Als er säte, fiel ein Teil der Körner auf den Weg und die Vögel kamen und fraßen sie. Ein anderer Teil fiel auf felsigen Boden, wo es nur wenig Erde gab, und ging sofort auf, weil das Erdreich nicht tief war; als aber die Sonne hochstieg, wurde die Saat versengt und verdorrte, weil sie keine Wurzeln hatte. Wieder ein anderer Teil fiel in die Dornen und die Dornen wuchsen und erstickten die Saat. Ein anderer Teil schließlich fiel auf guten Boden und brachte Frucht, teils hundertfach, teils sechzigfach, teils dreißigfach.

Wer Ohren hat, der höre!»

 

Jesaja (55,10-11) <<Denn wie der Regen und der Schnee vom Himmel fällt und nicht dorthin zurückkehrt, sondern die Erde tränkt und sie zum Keimen und Sprossen bringt, wie er dem Sämann Samen gibt und Brot zum Essen, so ist es auch mit dem Wort, das meinen Mund verlässt: Es kehrt nicht leer zu mir zurück, sondern bewirkt, was ich will, und erreicht all das, wozu ich es ausgesandt habe.>>