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Palmsonntag. Ein paradoxer Tag, der an einen vorläufigen Triumph und ein erschütterndes Scheitern erinnert. Der als “Sohn Davids” umjubelte Messias reitet auf einem Esel, worüber der Prophet geschrieben hatte: «Siehe, dein König kommt zu dir. Er ist gerecht und siegreich, demütig und reitet auf einem Esel, einem Füllen der Eselin» (Sach 9,9). Er betritt die Stadt Jerusalem, deren Einwohner (besser gesagt, ein Teil von ihnen), seinen Tod am Kreuz verlangen werden. An einem Sonntag, der sich in Rot färbt, nämlich vom Blut jenes UNSCHULDIGEN (in-nocente=non nocente, wörtlich: nicht Schadender), der alle „Nicht-Schadenden“ der Erde repräsentiert. Sein Ende ist nur die radikalste und erstaunlichste Bezeugung von Liebe: Dieses Ende zeigt nicht die Grenze der Liebe auf, sondern die Unbegrenzte, zu der die Liebe gelangen kann, wenn sie von JENEM ausgeht, der die unendliche Liebe ist.

Palmsonntag (B) 2006

 

Du erwartetest Gerechtigkeit,
und da kommt Blutvergießen,
Du erwartetest Rechtschaffenheit,

und da kommen stattdessen Schreie der Unterdrückten…
Unter denen ist auch Dein Schrei aufgestiegen,

und Dein Blut, Jesus, hat sich vermischt mit jenem,

das in Strömen diese unsere Geschichte getränkt hat,
eine Geschichte von Menschen,

die nur Geräte für Folter und Tod perfektioniert haben,
im Namen des alten Götzen,
der leider noch immer gegenwärtig

und sich Geld nennt,

und zwar in Reichen und Imperien,

die noch immer danach streben,

den Menschen Lasten und Beherrschung aufzuzwingen.

Du schwimmst gegen den Strom,

näherst Dich auf dem Eselsfüllen

und blickst weit voraus,

über jenen Tag hinaus,

an dem die Welt Dein Röcheln vernehmen wird,

das Röcheln dessen, der am Kreuz sein Leben verliert,

aber nicht seinen Traum von einer besseren Welt.

                                                                           (GM/09/04/06)

 

Markus (11,4-11) <<Da machten sie sich auf den Weg und fanden außen an einer Tür an der Straße einen jungen Esel angebunden und sie banden ihn los. Einige, die dabeistanden, sagten zu ihnen: Wie kommt ihr dazu, den Esel loszubinden? Sie gaben ihnen zur Antwort, was Jesus gesagt hatte, und man ließ sie gewähren. Sie brachten den jungen Esel zu Jesus, legten ihre Kleider auf das Tier und er setzte sich darauf. Und viele breiteten ihre Kleider auf der Straße aus; andere rissen auf den Feldern Zweige (von den Büschen) ab und streuten sie auf den Weg. Die Leute, die vor ihm hergingen und die ihm folgten, riefen: Hosanna! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn! Gesegnet sei das Reich unseres Vaters David, das nun kommt. Hosanna in der Höhe! Und er zog nach Jerusalem hinein, in den Tempel; nachdem er sich alles angesehen hatte, ging er spät am Abend mit den Zwölf nach Bethanien hinaus.>>

 

Aus Psalm 22 (21) «Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen, bist fern meinem Schreien, den Worten meiner Klage? Alle, die mich sehen, verlachen mich, verziehen die Lippen, schütteln den Kopf: «Er wälze die Last auf den Herrn, der soll ihn befreien! Der reiße ihn heraus, wenn er an ihm Gefallen hat.» Viele Hunde umlagern mich, eine Rotte von Bösen umkreist mich. Sie durchbohren mir Hände und Füße. Man kann all meine Knochen zählen; sie gaffen und weiden sich an mir. Sie verteilen unter sich meine Kleider und werfen das Los um mein Gewand. Du aber, Herr, halte dich nicht fern! Du, meine Stärke, eil mir zu Hilfe! Ich will deinen Namen meinen Brüdern verkünden, inmitten der Gemeinde dich preisen. Die ihr den Herrn fürchtet, preist ihn, ihr alle vom Stamm Jakobs, rühmt ihn;  erschauert alle vor ihm, ihr Nachkommen Israels!».