Der 32. Sonntag des Jahreskreises fällt in diesem Jahr auf den Festtag der Lateran-Basilika; ein Fest, dessen erste Spuren sich bereits im XII. Jahrhundert finden lassen. Galt dies zunächst nur für die Stadt Rom selbst, so verbreitete sich dieses Fest in alle Kirchen des lateinischen Ritus als Aufruf zur Gemeinschaft mit dem Nachfolger Petri. Dem Vorsitz der Barmherzigkeit, wie es Ignatius von Antiochien ausdrückte. Obwohl dieses Fest uns ganz spezielle Orte des Gebets vor Augen stellt, erinnert es uns daran, dass Gott in keinem dieser Ort allein verehrt werden kann, sondern ganz allein "im Geist und in der Wahrheit".

Sonntag, 9 November 2003
Fest der Lateranbasilika

Beten heißt, die Hände erheben
jenseits der Mauern irgendeines Tempels,
dem Unermeßlichen entgegen

das Herz weiten.

Beten heißt, eine Anwesenheit spüren,
die man nur am Rascheln der Blätter erkennt.
 

Beten ist gleichzeitig ächzen und lächeln.

 

Beten heißt zu wissen,

dass man nie alleine ist,
weder in diesem, noch

in jenem anderen geheimnisvollen Leben.

Beten ist ein wahrhafter Akt der Liebe,
die den Ursprung und die Mitte

der eigenen sehnsuchtsvollen Unruhe enthält,
ein Akt des unerschöpflichen Nachforschens.

 

(GM/09/11/03).

I. Könige (8,27-29) Wohnt denn Gott wirklich auf der Erde? Siehe, selbst der Himmel und die Himmel der Himmel fassen dich nicht, wieviel weniger dieses Haus, das ich gebaut habe. Wende dich, Herr, mein Gott, dem Beten und Flehen deines Knechtes zu! Höre auf das Rufen und auf das Gebet, das dein Knecht heute vor dir verrichtet. Halte deine Augen offen über diesem Haus bei Nacht und bei Tag, über der Stätte, von der du gesagt hast, dass dein Name hier wohnen soll. Höre auf das Gebet, das dein Knecht an dieser Stätte verrichtet.

Johannes (4,19-24) Die Frau sagte zu ihm: Herr, ich sehe, dass du ein Prophet bist. Unsere Väter haben auf diesem Berg Gott angebetet; ihr aber sagt, in Jerusalem sei die Stätte, wo man anbeten muss. Jesus sprach zu ihr: Glaube mir, Frau, die Stunde kommt, zu der ihr weder auf diesem Berg noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet. Ihr betet an, was ihr nicht kennt, wir beten an, was wir kennen; denn das Heil kommt von den Juden. Aber die Stunde kommt, und sie ist schon da, zu der die wahren Beter den Vater anbeten werden im Geist und in der Wahrheit; denn so will der Vater angebetet werden. Gott ist Geist, und alle, die ihn anbeten, müssen im Geist und in der Wahrheit anbeten.