Das Gebet
des Zöllners ist gewiss außerhalb der Schemata der kanonischen und
offiziellen Gebete. Nicht der Zöllner, sondern der Pharisäer betet mit einer
Art Gebet, das kaum mit echten religiösen Gefühlen zu tun hat. Durch viele
Wortwiederholungen und mit der einzigen Sorge, rituelle und formale Praxi zu
beachten, hat er vergessen, dass das Gebet vor allem bedeutet, sich für das
zu öffnen, was jenseits des eigenen Selbst liegt, und in gewissem Sinn
Hingabe des eigenen Lebens und Suchens an jenes verborgene Du ist, dem jeder
Mensch sich früher oder später zuwendet. Über sein Eigenlob hinaus drückt der
Pharisäer seine Verbarrikadierung in einem Horizont aus, welcher Gott und
Seine Gnade, Seine Freiheit und Seine Barmherzigkeit aus den Augen verloren
hat. Das Gegenteil geschieht dem Zöllner, dessen Gebet Anbetung ist und
Anrufung, Demut und bedingungslose Öffnung zu Gott. |
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30. Sonntag des Jahreskreises (c) 2004 Wer aufrichtig
betet, noch
verurteilt er, Er ist dort, Du, der Du Dich
zum Wanderer und Pilger auf den
Straßen dieser unserer Welt gemacht, Trotzdem bist
Du vorangeschritten, sicher auch, (GM/24/10/04) |
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Lukas (18,9-14) <<Er sagte aber zu etlichen, die sich selbst vermaßen, dass sie
fromm wären, und verachteten die andern, ein solch Gleichnis: Es gingen zwei
Menschen hinauf in den Tempel, zu beten, einer ein Pharisäer, der andere ein
Zöllner. Der Pharisäer stand und betete bei sich selbst also: Ich danke dir,
Gott, dass ich nicht bin wie die anderen Leute, Räuber, Ungerechte,
Ehebrecher, oder auch wie dieser Zöllner. Ich faste zweimal in der Woche und
gebe den Zehnten von allem, was ich habe. Und der Zöllner stand von ferne,
wollte auch seine Augen nicht aufheben gen Himmel, sondern schlug an seine
Brust und sprach: Gott, sei mir Sünder gnädig! Ich sage euch: Dieser ging
hinab gerechtfertigt in sein Haus vor jenem. Denn wer sich selbst erhöht, der
wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht
werden>>. |