Das Pharisäertum stirbt niemals. Je mehr der Mensch glaubt, Gott nahe zu sein, desto mehr läuft er Gefahr, hineinzugeraten. Bis er glaubt, dass seine Glaubensgesten, seine Absonderung vom Profanen und seine Distanz zu den Anderen ihn Gott wohlgefällig machen. Jesus lehrt uns, dass dies nicht so ist. Er zeigt uns, dass nur das von Gott entfernt, was anderen Menschen schadet: Gewalt, Hochmut, Gier, Unvernunft im Leben. All das ist zu vermeiden, um nicht nur Gott nahe zu sein, sondern ähnlich zu werden dem, den die Glaubenslehre als doppeltes Mysterium zeigt: Gelebte Wirklichkeit als Sorge um uns, aber auch als unwiderstehliche Faszination und Sehnsucht.

Bild von Cerezo Barredo www.servicioskoinonia.org

22. Sonntag des Jahreskreises 2003 (B)

 

Pharisäertum, altbekannte Krankheit,

Übel, das jede Kirche befallen kann,

ja, dieses verseucht den Menschen
und droht,

einen jeden von uns zu infizieren,

stets bereit, zu verurteilen,
den Schmutz bei den Anderen zu erkennen 

und ihn sogar

bei uns selber zu verabscheuen,

bis hin zum Selbsthass…

 

Eine Krankheit,
die Du Dir nicht  zugezogen hast, Jesus,

und weißt Du, was das Ungewöhnlichste ist?

Dass Du, Sohn Gottes der Du bist,
uns lehrst, keine Angst zu haben,
weder vor Gott,

noch vor irgendwelchen Dingen,

noch vor der Welt,

noch vor uns selber.

 (GM/31/08/03).

Markus  (7,1-23) Die Pharisäer und einige Schriftgelehrte, die aus Jerusalem gekommen waren, hielten sich bei Jesus auf. Sie sahen, dass einige seiner Jünger ihr Brot mit unreinen, das heißt mit ungewaschenen Händen aßen. Die Pharisäer essen nämlich wie alle Juden nur, wenn sie vorher mit einer Hand voll Wasser die Hände gewaschen haben, wie es die Überlieferung der Alten vorschreibt….Die Pharisäer und die Schriftgelehrten fragten ihn also: Warum halten sich deine Jünger nicht an die Überlieferung der Alten, sondern essen ihr Brot mit unreinen Händen? Er antwortete ihnen: Der Prophet Jesaja hatte Recht mit dem, was er über euch Heuchler sagte: Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, / sein Herz aber ist weit weg von mir. Es ist sinnlos, wie sie mich verehren; / was sie lehren, sind Satzungen von Menschen. Ihr gebt Gottes Gebot preis und haltet euch an die Überlieferung der Menschen. …So setzt ihr durch eure eigene Überlieferung Gottes Wort außer Kraft. …Dann rief er die Leute wieder zu sich und sagte: Hört mir alle zu und begreift, was ich sage: Nichts, was von außen in den Menschen hineinkommt, kann ihn unrein machen, sondern was aus dem Menschen herauskommt, das macht ihn unrein…. Weiter sagte er: Was aus dem Menschen herauskommt, das macht ihn unrein. Denn von innen, aus dem Herzen der Menschen, kommen die bösen Gedanken, Unzucht, Diebstahl, Mord, Ehebruch, Habgier, Bosheit, Hinterlist, Ausschweifung, Neid, Verleumdung, Hochmut und Unvernunft. All dieses Böse kommt von innen und macht den Menschen unrein.“