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26. SONNTAG DES JAHRESKREISES  C – 2007

«Du aber, o Mensch Gottes, fliehe diese Dinge; strebe aber nach Gerechtigkeit, Gottseligkeit, Glauben, Liebe, Ausharren, Sanftmut» (s. 2. Lesung). Was musst Du fliehen?  Der erste Brief an Timotheus hatte es gerade gesagt: «Die aber reich werden wollen, fallen in Versuchung und Fallstrick und in viele unvernünftige und schädliche Begierden, welche die Menschen in Verderben und Untergang versenken. Denn eine Wurzel alles Bösen ist die Geldliebe» (1Tm 6,9-10). Ja, der Mensch geht wirklich ganz unter, wenn er denkt, Gott, der das Absolute ist, mit der Absolutheit des Geldes zu ersetzen.  Das kraftvolle Wort Amos knüpft an das des letzten Sonntags an und weist auf ein geschichtliches Beispiel jenes Scheiterns hin: Die Bessergestellten des Landes, die nur an ihre Freude denken, werden die ersten im Zug der Deportierten sein. Die Parabel Jesu im heutigen Evangelium zeichnet die gleiche Botschaft durch zwei Hauptfiguren: der Reiche, der sein Leben genießt, aber ganz unsensibel gegenüber den Nöten seiner Mitmenschen ist, und Lazarus, der voller Wunden auf die Speisereste vor dessen Haustür wartet.  Das ist der erste irdische Akt eines Dramas, das das Schicksal, das wir uns selbst erschaffen, zusammenfasst. Im zweiten Akt kehrt sich die Szene jedoch um: Nun, in der Ewigkeit, zeigt der Mangel an Liebe -  im genießerischen Reichen stilisiert - die Inkonsistenz, die Leere und die abgrundtiefe Entfernung, in denen er immer war (wohnte). Die Armut,  die Hilfesuche, die Nähe zu den Menschen und Gott, die von Lazarus angedeutet werden, zeigen im Gegenteil ihre Konsistenz und ihren unerlässlichen Wert. Lazarus ist im Schoß Abrahams, das heißt im Kern des Bündnis Gottes mit den Menschen. Der Reiche ist in seiner letzten unwiederbringlichen Drift unerreichbar. Aber Du, Mann oder Frau Gottes, meide diesen Weg, solange Du Zeit dazu hast, bevor das Ende der Zeit  Dich  an die aktuellen Entscheidung Deines Lebensstils für immer fixiert.

 

 

GEBET

Auch ich strebe mit meinem ganzen Leben
nach jenem Blauen, und jeden Morgen
möchte ich mein ganzes Dasein öffnen –
demütig wie die Glockenblumen,
aber ich muss mich zu diesem Zweck
immer an Deine Liebe anklammern
und an das Netz aller wunderbaren Beziehungen,
mit denen Du seit langem mein Leben
mit dem Leben von vielen Mitmenschen verflochten hast.

Um ihrer willen bitte ich dich, Herr:
wo auch immer sie sind, erhelle ihre Tage
und wärme ihre Herzen,
weil wir alle uns ohne Liebe verirren,
indem wir bequeme
und befriedigende Nischen suchen,
die uns jedoch für immer zu versteinern drohen
in einer unendlichen Einsamkeit.

(GM/30/09/07)

 

 

Amos (6:1-7)  Wehe den Sorglosen in Zion und den Sicheren auf dem Berg von Samaria, den Vornehmen des Erstlings der Nationen, zu denen das Haus Isräl kommt! …Sie liegen auf Elfenbeinlagern und räkeln sich auf ihren Ruhebetten. Sie essen Fettschafe von der Herde und Kälber aus dem Maststall. Sie faseln zum Klang der Harfe, denken sich wie David Musikinstrumente aus. Sie trinken Wein aus Schalen und salben sich mit den besten Ölen, aber über den Zusammenbruch Josephs sind sie nicht bekümmert Darum ziehen sie jetzt gefangen an der Spitze der Weggeführten fort, und vorbei ist es mit dem Gejohle der sich Räkelnden.

1. Timotheus (6:11-12) Du aber, o Mensch Gottes, fliehe diese Dinge; strebe aber nach Gerechtigkeit, Gottseligkeit, Glauben, Liebe, Ausharren, Sanftmut. Kämpfe den guten Kampf des Glaubens; ergreife das ewige Leben, zu dem du berufen worden bist und bekannt hast das gute Bekenntnis vor vielen Zeugen..

Lucaevangelium (16,19-31) Es war aber ein reicher Mann, der kleidete sich mit Purpur und köstlicher Leinwand und lebte alle Tage herrlich und in Freuden. Es war aber ein armer Mann mit Namen Lazarus, der lag vor seiner Tür voller Schwären und begehrte sich zu sättigen von den Brosamen, die von des Reichen Tische fielen; doch kamen die Hunde und leckten ihm seine Schwären. Es begab sich aber, daß der Arme starb und ward getragen von den Engeln in Abrahams Schoß. Der Reiche aber starb auch und ward begraben. Als er nun in der Hölle und in der Qual war, hob er seine Augen auf und sah Abraham von ferne und Lazarus in seinem Schoß. Und er rief und sprach: Vater Abraham, erbarme dich mein und sende Lazarus, daß er die Spitze seines Fingers ins Wasser tauche und kühle meine Zunge; denn ich leide Pein in dieser Flamme. Abraham aber sprach: Gedenke, Sohn, daß du dein Gutes empfangen hast in deinem Leben, und Lazarus dagegen hat Böses empfangen; nun aber wird er getröstet, und du wirst gepeinigt. Und über das alles ist zwischen uns und euch eine große Kluft befestigt, daß die wollten von hinnen hinabfahren zu euch, könnten nicht, und auch nicht von dannen zu uns herüberfahren. Da sprach er: So bitte ich dich, Vater, daß du ihn sendest in meines Vaters Haus; denn ich habe noch fünf Brüder, daß er ihnen bezeuge, auf daß sie nicht auch kommen an diesen Ort der Qual. Abraham sprach zu ihm: Sie haben Mose und die Propheten; laß sie dieselben hören. Er aber sprach: Nein, Vater Abraham! sondern wenn einer von den Toten zu ihnen ginge, so würden sie Buße tun. Er sprach zu ihm: Hören sie Mose und die Propheten nicht, so werden sie auch nicht glauben, wenn jemand von den Toten aufstünde.