4. Fastensonntag C – 2007                                                                                   www.puntopace.net

Nach den zwei Symbolen des unfruchtbaren Baumes und des brennenden Dornbusches, stellt dieser 4. Sonntag (des Zyklus C) zwei Söhne in ihren gestörten Beziehungen zum Vater vor. Beide teilen ein falsches Bild von ihm, ein Bild, das verheerende Wirkungen erzeugt, wenn es auf Gott angewandt wird, wie es leider noch oft geschieht. Die beiden Söhne betrachten den Vater nicht auf der Basis seiner und ihrer Gefühle, sondern in Bezug auf sein Vermögen. Der Jüngere kann es kaum erwarten, sein Erbteil einzuheimsen, um es zu verschwenden; der Ältere betrachtet den Vater lediglich als Eigentümer und Herrn. Er wird das ausdrücklich am Ende des Gleichnisses sagen, dessen Ausgang aber offen bleibt, weil es seine Reaktion auf die anrührende Versicherung des Vaters nicht erzählt: «Sohn, du bist immer bei mir und alles, was mein ist, gehört auch dir!»  Eine großartige Entwicklung wird jedoch beim jüngeren  Sohn hervorgehoben, der, verändert durch die schmerzhafte Erfahrung seiner freiwilligen Abkehr vom Vater, schließlich dessen ganze Liebe schätzen und genießen kann. Wir wissen, dass in den beiden Söhnen kollektive historische Figuren versteckt sind. Der Ältere scheint anzuspielen auf Israel und generell auf die Leute, die Traditionen und religiöse Gesten beachten, aber noch mit der Idee von Gott als Herrscher. Der Jüngere weist hingegen auf die Heiden und alle bekehrten Sünder, die durch die Erfahrung der überreichen Barmherzigkeit Gottes mehr dazu neigen, ihn als liebvollen Vater zu  erkennen. 

 


 

GEBET
     Auch ich habe, obwohl ich nur Sohn bin,
die Einsamkeit einer Straße erfahren,
auf welcher der geliebte Mensch entschwunden ist:
Ich weiß nicht, was man als Vater fühlt,
aber ich weiß genau, was ein Sohn gefühlt hat,
als der Vater auswanderte,
nicht um seiner Freiheit willen,
sondern das Brot für uns Kinder zu verdienen…

     Jene Straße steht für immer vor Augen,
um die Erinnerung zu bewahren,

und manchmal blitzt diese als Zauber auf,
als ob es ihr möglich wäre,

mir jene Menschen zurück zu bringen,

welche der Straße gefolgt sind:

Verwandte und Freunde, die sie nach Vater

unerbittlich verschlungen hat.

     Liebevoller Vater im Himmel, heute bitte ich Dich nur,
Dich jeden Tag an meiner Seite spüren zu lassen als denjenigen, der mit mir ausgewandert ist und mich begleitet,
während ich noch voranschreite

mit den zahlreichen Fragen und meiner inneren Welt,

die bevölkert von leisen Stimmen und besinnlicher Stille.  (GM/21/03/04) 

 

 Lukas (15, 1-3.11-32) << Alle Zöllner und Sünder kamen zu ihm, um ihn zu hören. Die Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten sich darüber und sagten: Er gibt sich mit Sündern ab und isst sogar mit ihnen. Da erzählte er ihnen ein Gleichnis und sagte:  Ein Mann hatte zwei Söhne. Der jüngere von ihnen sagte zu seinem Vater: Vater, gib mir das Erbteil, das mir zusteht. Da teilte der Vater das Vermögen auf. Nach wenigen Tagen packte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land. Dort führte er ein zügelloses Leben und verschleuderte sein Vermögen. Als er alles durchgebracht hatte, kam eine große Hungersnot über das Land, und es ging ihm sehr schlecht. Da ging er zu einem Bürger des Landes und drängte sich ihm auf; der schickte ihn aufs Feld zum Schweinehüten. Er hätte gern seinen Hunger mit den Futterschoten gestillt, die die Schweine fraßen; aber niemand gab ihm davon. Da ging er in sich und sagte: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben mehr als genug zu essen, und ich komme hier vor Hunger um. Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt. Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein; mach mich zu einem deiner Tagelöhner. Dann brach er auf und ging zu seinem Vater. Der Vater sah ihn schon von weitem kommen, und er hatte Mitleid mit ihm. Er lief dem Sohn entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Da sagte der Sohn: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein. Der Vater aber sagte zu seinen Knechten: Holt schnell das beste Gewand, und zieht es ihm an, steckt ihm einen Ring an die Hand, und zieht ihm Schuhe an. Bringt das Mastkalb her, und schlachtet es; wir wollen essen und fröhlich sein. Denn mein Sohn war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden. Und sie begannen, ein fröhliches Fest zu feiern. Sein älterer Sohn war unterdessen auf dem Feld. Als er heimging und in die Nähe des Hauses kam, hörte er Musik und Tanz. Da rief er einen der Knechte und fragte, was das bedeuten solle. Der Knecht antwortete: Dein Bruder ist gekommen, und dein Vater hat das Mastkalb schlachten lassen, weil er ihn heil und gesund wiederbekommen hat. Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater aber kam heraus und redete ihm gut zu. Doch er erwiderte dem Vater: So viele Jahre schon diene ich dir, und nie habe ich gegen deinen Willen gehandelt; mir aber hast du nie auch nur einen Ziegenbock geschenkt, damit ich mit meinen Freunden ein Fest feiern konnte. Kaum aber ist der hier gekommen, dein Sohn, der dein Vermögen mit Dirnen durchgebracht hat, da hast du für ihn das Mastkalb geschlachtet. Der Vater antwortete ihm: Mein Kind, du bist immer bei mir, und alles, was mein ist, ist auch dein. Aber jetzt müssen wir uns doch freuen und ein Fest feiern; denn dein Bruder war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden>>.