www.puntopace.net                                                                                      27. Sonntag des Jahreskreises  C – 2007

“Wie lange, Herr, soll ich noch rufen / und du hörst nicht?”. Es ist die aufrichtige und kummervolle Frage des Propheten, der sich in Anbetracht der grassierenden Gewalt direkt an denjenigen wendet, der ihr ein Ende setzen könnte, es aber nicht tut. Eine Frage, die Sensibilität besonders für das Leid der Anderen ausdrückt und zu einem Protestgebet wird, wie wir es nicht selten in der Bibel finden. Es ist die Frage desjenigen, der sich hervorwagt und sich zum historischen Kontrolleur bestellt, um zu fragen, wann sich die Friedensverheißungen Gottes für den Menschen verwirklichen werden. Die heutigen Lesungen beantworten diese Frage in einer Weise, die anders ist, als wir vielleicht erwarten würden. Sie fordern von uns, noch höher hinauf und noch weiter in die Tiefe zu steigen. Hinauf, um das, was in der Zeit geschieht, aus der Perspektive des Ewigen anzuschauen. Hinunter, um mit den Klagen dieser Welt auch die Dynamik ihres Anwachsens wahrzunehmen. All dies bedeutet, mehr Glauben oder einfach Glauben zu haben. Wenn unser Glaube von dieser Art ist, genügt davon ein einziges Senfkorn.

 

 

Ein antiker Turm, vollständig aus Stein, bei Salento, Apulien. Sein Eingang führt ins Dunkle. Links außen eine angemauerte Treppe. (cf.   www.salentoviaggi.it/galleria_fotografica_2.htm)

 

 

GEBET

Manchmal denken wir wirklich,
unnütze Knechte zu sein
und außerdem Taugenichtse, die weder sich selber,
noch anderen Mut machen können.
Oh, Herr, es liegt zu sehr im Dunkel,

das Geheimnis unserer schmerzlichen Geschichte.
Wir fühlen uns unfähig, es zu erkennen
und vor allem, es zu akzeptieren,
weil es sogar unsere blühende Phantasie übertrifft.

Und wenn wir auf den höchsten Turm stiegen,
um jenem Dunkel, das uns ängstigt, zu entfliehen,
sähen wir umso weiter verbreitet das Leid,
hörten wir umso lauter

den Schrei des „Warum?“ - ohne Antwort.
Du forderst stärkeren Glauben von uns
oder mehr Vertrauen darauf,
was all wir Menschen gemeinsam
in dieser Welt bewirken könnten.
Das ist alles, was zu tun uns aufgegeben,
um heiter und ohne Bitterkeit
zum Sonnenuntergang jeden Tages zu kommen.
(GM/07/10/07)

 

Prophet Habakuk (1.2-3; 2,2-4) «Wie lange, Herr, soll ich noch rufen / und du hörst nicht? Ich schreie zu dir: Hilfe, Gewalt! / Aber du hilfst nicht. Warum lässt du mich die Macht des Bösen erleben / und due siehst der Unterdrückung zu? Wohin ich blicke, sehe ich Gewalt und Misshandlung, / erhebt sich Zwietracht und Streit … Ich will auf meinem Wachtturm stehen, / ich stelle mich auf den Wall und spähe aus, um zu sehen, was er mir sagt, / was er auf meine Klage entgegnet. Der Herr gab mir Antwort und sagte: / Schreib nieder, was du siehst, schreib es deutlich auf die Tafeln, / damit man es mühelos lesen kann. Denn erst zu der bestimmten Zeit trifft ein, / was du siehst; aber es drängt zum Ende und ist keine Täuschung; / wenn es sich verzögert, so warte darauf; / denn es kommt, es kommt und bleibt nicht aus. Sieh her: Wer nicht rechtschaffen ist, schwindet dahin, / der Gerechte aber bleibt wegen seiner Treue am Leben».

Lukas (17,5-10) «Die Apostel baten den Herrn: Stärke unseren Glauben! Der Herr erwiderte: Wenn euer Glaube auch nur so groß wäre wie ein Senfkorn, würdet ihr zu dem Maulbeerbaum hier sagen: Heb dich samt deinen Wurzeln aus dem Boden und verpflanz dich ins Meer!, und er würde euch gehorchen. Wenn einer von euch einen Sklaven hat, der pflügt oder das Vieh hütet, wird er etwa zu ihm, wenn er vom Feld kommt, sagen: Nimm gleich Platz zum Essen? Wird er nicht vielmehr zu ihm sagen: Mach mir etwas zu essen, gürte dich und bediene mich; wenn ich gegessen und getrunken habe, kannst auch du essen und trinken. Bedankt er sich etwa bei dem Sklaven, weil er getan hat, was ihm befohlen wurde? So soll es auch bei euch sein: Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen wurde, sollt ihr sagen: Wir sind unnütze Sklaven; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan».