33. Sonntags des Jahreskreises A -  2008                                                                             www.puntopace.net

Wir sind am vorletzten Sonntag des liturgischen Jahres angekommen. Das heutige Matthäusevangelium erzählt das Gleichnis von den Talenten. Es folgt dem Gleichnis von den zehn Jungfrauen, das am vorigen Sonntag wegen des Weihefestes der Lateranbasilika nicht gelesen wurde. Beide Gleichnisse, wechselweise mit weiblichen und männlichen Hauptpersonen, wiesen mehr auf das Ziel des Lebens und der Geschichte gemäß dem Plan Gottes, als auf deren Ende hin. Wenn das Ziel von allem die Wiederkehr Jesu ist, hier mit dem zu einer Reise aufgebrochenen Mann angedeutet, dann haben wir alle bestimmte Gaben und ihnen entsprechende Aufgaben bekommen! Sie sind unserer Weisheit und unserem Unternehmendrang anvertraut. So wie von den Jungfrauen auf ihrem Zug zum Bräutigam ausreichend Öl verlangt wurde, um die Schritte in der Nacht zu erhellen, so wird von den Bewahrern der Talente verantwortliche Kreativität verlangt, um diese fruchtbar  zu machen. Wenn alles, was wir haben, und vor allem was wir sind, eine Sammlung unzähliger und ursprünglicher Geschenke ist, werden wir durch sie berufen, in uns selber und uns herum die messianischen Güter des Reiches Gottes reifen zu lassen. Das sind Gerechtigkeit, Solidarität, Vergebung, Redlichkeit, Frieden. Kurz gesagt, die Werte der Seligpreisungen, mit denen Jesus die Ankündigung des Reiches eröffnete. Es genügt nicht, tatenlos zu bleiben, lediglich zu versuchen, das von Gott erhaltene Talent zu bewahren. Das ist im Gegenteil Grund für Missbilligung. Nur die Teilung mit den Anderen wird uns die Möglichkeit geben, an der Freude des Herrn ewig Anteil zu haben.

 

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Reste eines Wohnhauses am See Genezareth, in einem Ort von Galilea, wo Jesus predigte.

GEBET  

Ein unter der Erde verwahrtes Talent ist ein

unbeachteter und oftmals mit Füßen getretener Schatz, ähnlich dem schal gewordenen Salz:

Nicht einmal gut, den Erdboden zu düngen, damit

die aus ihm sprießenden Pflanzen Frucht trügen.

Wie viele Dinge verbergen wir aus Angst vor

uns selber und den Anderen, indem wir unsere

Rolle im Konzert der Geschichte verweigern!

Aber heutzutage, Du weißt es, Herr, haben wir

Angst mehr vor uns selber, als vor Dir.

Wir fürchten, unserer Aufgabe nicht gewachsen zu

sein, weil das Niveau der verlangten Leistungen

und die Erwartung dessen, was wir erfüllen müssen,

manchmal bis zu einem Punkt anwachsen,

dass wir nicht das uns anvertraute Talent, sondern

uns selber in einem abgelegenen und den Anderen unerreichbaren Winkel verstecken möchten.

Wir bitten Dich deshalb, komme, um uns in unseren Schlupflöchern aufzustöbern und gib uns nur einen kleinen Voraus auf jene immense Freude,

die Du vorbereitest:

Einem Schluck von jener Ewigkeit wird es gelingen, die manchmal unerträgliche Last des Heute zu erleichtern.

Hilf uns immer, aus uns herauszukommen! Amen! (GM/16/11/08)

Matthäusevangelium (25,14-30)  Es ist wie mit einem Mann, der auf Reisen ging: Er rief seine Diener und vertraute ihnen sein Vermögen an. Dem einen gab er fünf Talente Silbergeld, einem anderen zwei, wieder einem anderen eines, jedem nach seinen Fähigkeiten. Dann reiste er ab. Sofort begann der Diener, der fünf Talente erhalten hatte, mit ihnen zu wirtschaften, und er gewann noch fünf dazu. Ebenso gewann der, der zwei erhalten hatte, noch zwei dazu. Der aber, der das eine Talent erhalten hatte, ging und grub ein Loch in die Erde und versteckte das Geld seines Herrn. Nach langer Zeit kehrte der Herr zurück, um von den Dienern Rechenschaft zu verlangen. Da kam der, der die fünf Talente erhalten hatte, brachte fünf weitere und sagte: Herr, fünf Talente hast du mir gegeben; sieh her, ich habe noch fünf dazugewonnen. Sein Herr sagte zu ihm: Sehr gut, du bist ein tüchtiger und treuer Diener. Du bist im Kleinen ein treuer Verwalter gewesen, ich will dir eine große Aufgabe übertragen. Komm, nimm teil an der Freude deines Herrn! Dann kam der Diener, der zwei Talente erhalten hatte, und sagte: Herr, du hast mir zwei Talente gegeben; sieh her, ich habe noch zwei dazugewonnen. Sein Herr sagte zu ihm: Sehr gut, du bist ein tüchtiger und treuer Diener. Du bist im Kleinen ein treuer Verwalter gewesen, ich will dir eine große Aufgabe übertragen. Komm, nimm teil an der Freude deines Herrn! Zuletzt kam auch der Diener, der das eine Talent erhalten hatte, und sagte: Herr, ich wusste, dass du ein strenger Mann bist; du erntest, wo du nicht gesät hast, und sammelst, wo du nicht ausgestreut hast; weil ich Angst hatte, habe ich dein Geld in der Erde versteckt. Hier hast du es wieder. Sein Herr antwortete ihm: Du bist ein schlechter und fauler Diener! Du hast doch gewusst, dass ich ernte, wo ich nicht gesät habe, und sammle, wo ich nicht ausgestreut habe. Hättest du mein Geld wenigstens auf die Bank gebracht, dann hätte ich es bei meiner Rückkehr mit Zinsen zurückerhalten. Darum nehmt ihm das Talent weg und gebt es dem, der die zehn Talente hat! Denn wer hat, dem wird gegeben, und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat. Werft den nichtsnutzigen Diener hinaus in die äußerste Finsternis! Dort wird er heulen und mit den Zähnen knirschen.