30. Sonntag des Jahreskreises A -  2008                                                            www.puntopace.net
Keinen Menschen sollst du in irgendeiner Weise unterdrücken, sondern Gott mit deinem ganzen Selbst und deinen Nächsten wie dich selber lieben!». So könnte man die Botschaft der Lesungen dieses Sonntags zusammenfassen. Ähnlich wie am vorigen Sonntag zum Tribut an den Kaiser, wurde die Frage gestellt, um Jesus auf die Probe zu stellen. Aber Jesus besteht die Probe auch dieses Mal glänzend. Es ist interessant zu wissen, dass der griechische Originalausdruck «um ihn auf die Probe zu stellen» (peirazōn autòn) von peirasmòs stammt, was Wagnis und Kampf bedeutet. Das ist es, worum Jesus uns – im Vater Unser - zu bitten gelehrt hat, damit Er uns nicht untergehen lasse („Und lass uns in der Prüfung nicht scheitern!“, besser als: „Und führe uns nicht in Versuchung!“) und das ist auch der Kampf, den Jesus selber bald zu bestehen hat in der tragischsten Nacht seines Lebens, jener am Ölberg. Dann wird kein Gesetzeslehrer, sondern das ganze Gesetz des Himmels und der Erde ihn auf die Probe stellen; also seine Überzeugungen und seine ihm äußerst mögliche Zielstrebigkeit prüfen. Das wird die entscheidende Prüfung sein, die aber beweisen wird, dass die von ihm gepredigte und geübte Liebe wahrhaftig stärker ist als der Tod und als seine natürliche Angst, die Liebe also auch diese Grenze überschreitet und uns die ursprüngliche und unendliche Liebe Gottes erahnen lässt. Die weitere Geschichte zeigt, wie sich Jesu Tragödie am Kreuz in den Triumph der Liebe verwandelt. In Jesus ist die Bestätigung eines Lebens sichtbar, das sich hingegeben hat, damit dank der höchsten Liebe zum Vater und zu den Menschen kein Mensch mehr unterdrückt werde, was dem Kern des „Gottesgesetzes“ entspricht.          

 

 


 

Die Seiten des Deuteronomiums mit den vergrößerten hebräischen Buchstaben (von rechts nach links),

die vorschreiben, Gott mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele

und mit allen Gedanken zu lieben.

GEBET

   Wir wussten, Jesus, dass das höchste Gebot

die aufrichtige Liebe zu Gott ist,
und dass diesen „Kodex des Bundes“

fortsetzt    der    „Kodex der Heiligkeit“ ,
der schon zu Deiner Zeit seit Jahrhunderten vorschrieb,

dass die Nächstenliebe der Eigenliebe gleich sei.
    Und trotzdem fügtest Du beide endgültig zusammen,
damit sie ein einziger Kodex würden:
„Der Kodex der Liebe“.

   Das haben wir auch heute klargestellt,
und trotzdem behindert uns irgendetwas
zwischen Gewohnheiten und Gesetzen,

die uns manchmal den Weg versperren,
und zwischen unaufhörlichen Fragen,

gleich denen der Schriftgelehrten Deiner Zeit,
   Darum bitten wir Dich:

Hilf uns, diese Probe zu bestehen,
welche die Prüfung aller Prüfungen ist.
Hilf uns, auch den weit von uns entfernten Nächsten

zu lieben,
und befähige uns, für Dich zu leben,
indem wir für die Anderen leben! Amen!

 (GM/26/10/08)

 

Matthäusevangelium (22,34-40) 34 Als die Pharisäer hörten, dass Jesus die Sadduzäer zum Schweigen gebracht hatte, kamen sie (bei ihm) zusammen. 35 Einer von ihnen, ein Gesetzeslehrer, wollte ihn auf die Probe stellen und fragte ihn: 36 Meister, welches Gebot im Gesetz ist das wichtigste? 37 Er antwortete ihm: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken. 38 Das ist das wichtigste und erste Gebot. 39 Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. 40 An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz samt den Propheten.

 

Exodus (22,20-26) 20 Einen Fremden sollst du nicht ausnützen oder ausbeuten, denn ihr selbst seid in Ägypten Fremde gewesen. 21 Ihr sollt keine Witwe oder Waise ausnützen. 22 Wenn du sie ausnützt und sie zu mir schreit, werde ich auf ihren Klageschrei hören. 23 Mein Zorn wird entbrennen und ich werde euch mit dem Schwert umbringen, sodass eure Frauen zu Witwen und eure Söhne zu Waisen werden. 24 Leihst du einem aus meinem Volk, einem Armen, der neben dir wohnt, Geld, dann sollst du dich gegen ihn nicht wie ein Wucherer benehmen. Ihr sollt von ihm keinen Wucherzins fordern. 25 Nimmst du von einem Mitbürger den Mantel zum Pfand, dann sollst du ihn bis Sonnenuntergang zurückgeben; 26 denn es ist seine einzige Decke, der Mantel, mit dem er seinen bloßen Leib bedeckt. Worin soll er sonst schlafen? Wenn er zu mir schreit, höre ich es, denn ich habe Mitleid.