2. Adventssonntag Jahreskreis A - 2007                                                                   www.puntopace.net

Unter den Bildern, die in den biblischen Texten dieses Sonntags auftauchen, sind zwei besonders eindringlich und sicher miteinander verbunden: Der Garten und der Spross. Der Garten wird bildhaft durch die paradiesische Szene aus der Weissagung  Jesajas.  Das ist der Ort, wo die wilden mit den zahmen Tieren friedlich zusammenleben und die Giftschlangen ihr Gift verloren haben, so dass sogar ein Kind mit ihnen spielen kann. Der Garten erscheint an vielen Stellen der Bibel als religiöses Ursymbol des Glücks. Gewiss ist er gegenwärtig in den grundlegenden Angelpunkten der Heilsgeschichte: Als ursprünglicher Schöpfungsort (Genesis) und Endstätte des Heils (Apokalypse), aber auch als das gesegnete und verheißene Land, dem das von der Sklaverei befreite Volk Gottes entgegengeht. Er ist der Ort, an den der Geist Johannes geführt hat, um eine Taufe zu erteilen, die das Leben erneuert und mit Gott versöhnt (am Fluss Jordan), ist aber auch der Ort, an dem Maria von Magdala, die für die erneuerte Menschheit steht, Jesus am Ostermorgen begegnen wird. In diesem Garten steht auch der wieder erblühte Baumstamm als Keim des Glücks und des Heils: Das Kreuz, Lebensbaum sowohl  des Anfangs als auch des Endes der Geschichte, oder der Spross selber, der lebendige Christus, ist zum Jordan gekommen. Um diesen Stamm, der wieder ergrünt, unsere Hoffnungen verjüngt und unsere Herzen ermutigt,  drängen auch wir uns zusammen. Er ist jener göttliche, unserer Menschheit eingepflanzte Spross, der uns neuen Lebenssaft bringt. Denn er schenkt uns jenes Leben ohne Ende und Grenzen, nämlich das ewige Leben  und das ist es, wozu wir in diese Welt gekommen und jene Zeitspanne durchleben, die Advent heißt.

 

Baumstamm mit dürren und krummen Ästen.

Einer scheint abgebrochen und nach unten zu baumeln.

 

GEBET

Ich habe die abgebrochenen Baumstämme angeschaut, 

die im Winter verloren gingen,
jene Stämme, welche die Arme ausbreiten,
ähnlich Alten, die zu leiden und zu bitten müde sind,
und habe in Richtung derer geschaut,

welche das Schicksal mit seinen Widrigkeiten
von meiner Lebensbahn getrennt, und in jene fremde…

  Dort habe ich gesucht

nach Spuren von Leben in diesem Dezember,

dessen Klima Tag für Tag wechselt,
so, wie Niedergeschlagenheit und Euphorie,
welche die verrinnende Zeit begleiten.
Und endlich habe ich entdeckt,
dass die Baumstümpfe gar nicht tot sind,
dass sie sich von Erde nähren,
derselben, die mit unseren Lieben
auch deren Tränen und Gebete bewahrt

und all ihren Schweiß, der diese Schollen befruchtete.

  Diesen Stämmen, die einsam aufragen,
gabst Du neuen Lebenssaft,

und die ersten Triebe zieren schon ihre Flanken

und verheißen neue Früchte.
Du, alter und immer neuer Spross,
Du Christus, Du bist das Leben,
das sich erneuert und wieder aufblüht.
Amen.  (GM/09/12/07)

 

Jesaja 11 (1-10) Doch aus dem Baumstumpf Isais wächst ein Reis hervor, / ein junger Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht. Der Geist des Herrn lässt sich nieder auf ihm: / der Geist der Weisheit und der Einsicht, der Geist des Rates und der Stärke, / der Geist der Erkenntnis und der Gottesfurcht. [Er erfüllt ihn mit dem Geist der Gottesfurcht.] / Er richtet nicht nach dem Augenschein / und nicht nur nach dem Hörensagen entscheidet er, sondern er richtet die Hilflosen gerecht / und entscheidet für die Armen des Landes, wie es recht ist. Er schlägt den Gewalttätigen / mit dem Stock seines Wortes und tötet den Schuldigen / mit dem Hauch seines Mundes. Gerechtigkeit ist der Gürtel um seine Hüften, / Treue der Gürtel um seinen Leib. Dann wohnt der Wolf beim Lamm, / der Panther liegt beim Böcklein. Kalb und Löwe weiden zusammen, / ein kleiner Knabe kann sie hüten. Kuh und Bärin freunden sich an, / ihre Jungen liegen beieinander. / Der Löwe frisst Stroh wie das Rind. Der Säugling spielt vor dem Schlupfloch der Natter, / das Kind streckt seine Hand in die Höhle der Schlange. Man tut nichts Böses mehr / und begeht kein Verbrechen / auf meinem ganzen heiligen Berg; denn das Land ist erfüllt von der Erkenntnis des Herrn, / so wie das Meer mit Wasser gefüllt ist. An jenem Tag wird es der Spross aus der Wurzel Isais sein, / der dasteht als Zeichen für die Nationen; die Völker

suchen ihn auf; /sein Wohnsitz ist prächtig.
Matthäus 3 (1-12) In jenen Tagen trat Johannes der Täufer auf und verkündete in der Wüste von Judäa: Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe. Er war es, von dem der Prophet Jesaja gesagt hat: Eine Stimme ruft in der Wüste: / Bereitet dem Herrn den Weg! / Ebnet ihm die Straßen! Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Hüften; Heuschrecken und wilder Honig waren seine Nahrung. Die Leute von Jerusalem und ganz Judäa und aus der ganzen Jordangegend zogen zu ihm hinaus; sie bekannten ihre Sünden und ließen sich im Jordan von ihm taufen. Als Johannes sah, dass viele Pharisäer und Sadduzäer zur Taufe kamen, sagte er zu ihnen: Ihr Schlangenbrut, wer hat euch denn gelehrt, dass ihr dem kommenden Gericht entrinnen könnt? Bringt Frucht hervor, die eure Umkehr zeigt, und meint nicht, ihr könntet sagen: Wir haben ja Abraham zum Vater. Denn ich sage euch: Gott kann aus diesen Steinen Kinder Abrahams machen. Schon ist die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt; jeder Baum, der keine gute Frucht hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen. Ich taufe euch nur mit Wasser (zum Zeichen) der Umkehr. Der aber, der nach mir kommt, ist stärker als ich und ich bin es nicht wert, ihm die Schuhe auszuziehen. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen. Schon hält er die Schaufel in der Hand; er wird die Spreu vom Weizen trennen und den Weizen in seine Scheune bringen; die  Spreu aber wird er in nie erlöschendem Feuer verbrennen.