25. Sonntag des Jahreskreises A - 2008                                                                  www.puntopace.net

Die heutigen Lesungen beinhalten eine Aufforderung, den Fehler zu vermeiden, Gott sein Handwerk  … lehren zu wollen. Nicht selten erwischen wir unsere Mitmenschen und uns selber dabei, das Verhalten Gottes gegenüber uns Menschen als ungerecht zu beurteilen. Das geschieht besonders, wenn wir uns mit den Anderen vergleichen, die wir als weniger würdig, aber besser behandelt als wir betrachten. Nicht immer sagen wir, aber denken es: Gott ist in seiner Beziehung zu uns nicht gerecht! Dasselbe sagen die Arbeiter der ersten Stunde über den Herrn des Weinberges, als sie bemerken, dass auch die Arbeiter der letzten Stunde den gleichen Lohn bekommen. In der Tat, wenn es nur um Arbeits- und Gewerkschaftsfragen ginge, könnte das Gerede noch Bestand haben, aber so ist es nicht mit Gott! Und das aus derart gewichtigen Gründen, dass kein Einwand mehr möglich ist. Erstens: Es geht um Gott und unser Glück. Nun kann es kein größeres oder kleineres Glück geben, als das Glück eines Anderen. Entweder akzeptieren wir freudig, dass auch die Anderen glücklich sein können – wenn auch auf anderen Wegen, als den unsrigen -, oder es stört uns, weil wir allein glücklich sein wollen! Aber gerade das ist Grund und Folge von Unglück! Zweitens: Die Liebe Gottes ist mit jener eines Vaters oder einer Mutter vergleichbar. Weder ist die Liebe messbar, noch auf Kalkulationsbasis zu erwidern, einfach weil sie nicht quantifizierbar ist! Die Liebe Gottes bleibt eine unendliche Liebe, und das macht sie immer unvorhersehbar und überraschenderweise aufmerksam auf denjenigen, der sie vorrangig braucht. Es könnte anders nicht sein, weil derjenige, der sich von der Liebe entfernt, die für einen Menschen schlimmste Form von Unglück erfährt. Wir sind alle für das Glück berufen, und wir können es in verschiedensten Momenten oder Umständen des Lebens erreichen. Zu wissen, dass auch andere Mitmenschen es erreichen, muss unsere Herzen einer größeren Freude öffnen, statt uns in Neid oder Murren verfallen zu lassen. 

Tortora, Le Sarre,  September 2008.

Zwei Seminaristen aus Indien halten Weinlese.

GEBET

   Du sagtest eines Tags, Jesus, dass Leute

von Orient und Okzident gekommen wären,

um im Himmelreich zu Tisch zu sitzen 
Viele sind schon zu Deinem Weinberg gekommen,

und es ist nicht ratsam, zu protestieren,
wenn sie aus Kulturen und Völkern stammen,

zu denen das Evangelium später als zu uns

und unseren sogenannten christlichen Kulturen gelangt ist.

   Unser Murren, gleich dem, das die Parabel beschreibt,

ist nur erneuter Beweis

für die Beschränktheit von Ansichten
und Kleinlichkeit unseres Herzens.

  Wir taugen nur dazu, Vergleiche anzustellen

und mit der Goldwaage zu kalkulieren,

was uns von Rechts wegen zukomme,
aber bemerken kaum, dass wir, den Pharisäern gleich,

sogar die unendliche Größe Deiner Liebe

eingrenzen möchten.

   Vergib uns auch diese letzte Arroganz, die schlimmste,

und steigere unser Gefühl von Freude,
wenn wir die Glückseligkeit desjenigen wahrnehmen,
der Dich gerade entdeckt, wenn auch als letzter,
und sich mehr als wir zu freuen weiß.
Amen!     (GM/21/09/08) 

Jesaja (55,6-9) Sucht den Herrn, solange er sich finden lässt, ruft ihn an, solange er nahe ist. Der Ruchlose soll seinen Weg verlassen, der Frevler seine Pläne. Er kehre um zum Herrn, damit er Erbarmen hat mit ihm, und zu unserem Gott; denn er ist groß im Verzeihen. Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken und eure Wege sind nicht meine Wege - / Spruch des Herrn. So hoch der Himmel über der Erde ist, so hoch erhaben sind meine Wege über eure Wege und meine Gedanken über eure Gedanken.

Matthäus (20,1-16)    1 Denn mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Gutsbesitzer, der früh am Morgen sein Haus verließ, um Arbeiter für seinen Weinberg anzuwerben. 2 Er einigte sich mit den Arbeitern auf einen Denar für den Tag und schickte sie in seinen Weinberg. 3 Um die dritte Stunde ging er wieder auf den Markt und sah andere dastehen, die keine Arbeit hatten. 4 Er sagte zu ihnen: Geht auch ihr in meinen Weinberg! Ich werde euch geben, was recht ist. 5 Und sie gingen. Um die sechste und um die neunte Stunde ging der Gutsherr wieder auf den Markt und machte es ebenso. 6 Als er um die elfte Stunde noch einmal hinging, traf er wieder einige, die dort herumstanden. Er sagte zu ihnen: Was steht ihr hier den ganzen Tag untätig herum? 7 Sie antworteten: Niemand hat uns angeworben. Da sagte er zu ihnen: Geht auch ihr in meinen Weinberg! 8 Als es nun Abend geworden war, sagte der Besitzer des Weinbergs zu seinem Verwalter: Ruf die Arbeiter, und zahl ihnen den Lohn aus, angefangen bei den letzten, bis hin zu den ersten. 9 Da kamen die Männer, die er um die elfte Stunde angeworben hatte, und jeder erhielt einen Denar. 10 Als dann die ersten an der Reihe waren, glaubten sie, mehr zu bekommen. Aber auch sie erhielten nur einen Denar. 11 Da begannen sie, über den Gutsherrn zu murren, 12 und sagten: Diese letzten haben nur eine Stunde gearbeitet, und du hast sie uns gleichgestellt; wir aber haben den ganzen Tag über die Last der Arbeit und die Hitze ertragen. 13 Da erwiderte er einem von ihnen: Mein Freund, dir geschieht kein Unrecht. Hast du nicht einen Denar mit mir vereinbart? 14 Nimm dein Geld und geh! Ich will dem letzten ebenso viel geben wie dir. 15 Darf ich mit dem, was mir gehört, nicht tun, was ich will? Oder bist du neidisch, weil ich (zu anderen) gütig bin? 16 So werden die Letzten die Ersten sein und die Ersten die Letzten.